Corona hält gerade die ganze Welt in Atem. Die Schulen haben seit Wochen geschlossen. Das öffentliche Leben ist auf ein Minimum heruntergefahren. Und für viele Arbeitnehmer und -geber lautet das neue Zauberwort Home Office. Auch meine Uni besuche ich momentan nur von zu Hause aus: über das Internet.
Ja, ohne das Internet wären wir ziemlich aufgeschmissen. Tagtäglich werden unvorstellbare Anzahlen an Daten in Form von Texten, Bildern und Videos hin- und hergesendet. Während es aus dem alltäglichen Leben schlicht nichtmehr wegzudenken ist, taucht das Internet hingegen kaum auf der Liste typischer CO₂-Verursacher auf. Hier liegt der Fokus hauptsächlich bei Transport, Verkehr und Fleischkonsum. Dabei ist das Internet nichtmal annähernd CO₂-neutral.
Smartphone, Laptop, TV & Co
Fangen wir ersteinmal bei den Endgeräten an. Schätzungen zufolge gab es 2017 weltweit etwa 12 – 14 Milliarden Smartphones, Laptops, Tablets, PCs und Fernseher. Also mehr internetfähige Geräte, als es Menschen auf diesem Planet gibt!
Die Digitalgeräte enthalten neben Plastik und weiteren Schadstoffen auch sogenannte Metalle der seltenen Erden. Anders als der Name vermuten lässt sind sie jedoch nicht wirklich selten, sondern kommen quasi überall vor. Nur halt in ganz geringen Mengen. Zur Herstellung eines 2 kg schweren Computers müssen für diese seltenen Erden etwa 800 kg Gestein abgebaut werden. Außerdem werden um die 240 kg fossile Brennstoffe benötigt.
Theoretisch könnte man die Metalle von Elektroschrott wieder recyceln. Mit der praktischen Umsetzung siehts hier aber nicht so rosig aus: wir Deutschen produzieren pro Jahr und Kopf um die 20 kg Elektroschrott, von denen jedoch nur knapp über 40 % recycelt werden. Da ist also noch Luft nach oben.
10 Kraftwerke für deutschlands IT
Ein einzelner Computer alleine ist bekanntlich noch kein Internet. Internet haben wir erst, wenn ganz viele Computer miteinander kommunizieren und sich kleine Datenpäckchen hin- und herschicken. Während ich für diesen Artikel hier recherchiere, gebe ich Suchbegriffe in Google ein. Google durchsucht die Bibliotheken riesiger Rechenzentren und bietet mir dann die Dateien an, die ich mir höchstwahrscheinlich am liebsten ansehen werde. Dass dieser gesamte Prozess ziemlich energieaufwändig ist, kann man sich vorstellen.
Der gesamte IT-Sektor ist für rund 4 % der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Die dafür notwedige Energie stammt nur zu einem Bruchteil aus erneuerbaren Quellen. Kohle, Öl und Gas stellen noch immer den größten Teil der Energie bereit. Wenn wir uns nur Deutschland angucken, dann bräuchte es umgerechnet 10 mittlere Kraftwerke, um die Energie für die innerländliche Netzinfrastruktur zur Verfügung zu stellen.
Den größte Anteil an Energie – nahezu ein Drittel der Gesamtenergie!- verwenden Rechenzentren übrigens fürs Kühlen. Bei so viel Rechenleistung wirds nämlich ganz schön warm. Die ganze Kühlungsangelegenheit ist dabei eine ziemliche Verschwendung, denn es wird überwiegend mit Luft gekühlt. Würden die Rechenzentren auf Wasserkühlung umsteigen, könnte die Abwärme weitergenutzt werden. Abwärmenutzung erfordert aber enge Zusammenarbeit von Rechernzentren und Kommunen und kommt desalb nur bei einigen Universitätsrechenzentren und Testalagen zum Einsatz.
Die Rechenzentren der Streaming-Dienste
Den bei weitem tiefsten CO₂-Fußabdruck von allen haben dabei gestreamte Videos. Satte 80 % des gesamten Internetdatenverkehrs sind auf Videos zurückzuführen. Das muss man sich erstmal vorstellen! Und was gucken die Leute alle so? Die beliebteste Videokategorie sind on-Demand-Videos, gefolgt von Pornos, YouTube und einem kleinen Anteil anderer Videos.
Bei den on-Demand-Videos sind Netflix und Amazon Prime die wichtigsten Anbieter. Fun Fact: Netflix nutzt auch die Rechenzentren seines Konkurrenten Amazon. Genauergesagt, die Rechenzentren des Cloud-Computing-Anbieters Amazon Web Services, einem Tochteruntenehmen von Amazon. Greenpeace hat in seiner Studie Clicking Clean mit Schulnoten bewertet, wie Grün die Energie ist, die Unternehmen nutzen. Die Benotung erfolgte dabei von A (sehr gut) bis F (ungenügend). Amazon Web Services hat dabei mit einem C abgeschnitten: nur 17 % stammen aus erneuerbaren Energien.
Nun dann, ist die gute alte DVD eine geeignete Streaming-Alternative?
Diese Frage hat sich 2014 bereits eine Gruppe von Wissenschaftlern aus den USA gestellt. Du kurze Antwort lautet: nein. Für die Produktion braucht es Material, der Versand kommt hinzu und man braucht einen DVD-Player. Unterm Strich kommt man da nicht wirklich besser weg.
Kleiner Exkurs: Wie der Instagram-Hype der Natur schadet
Es wäre ja schon irgendwie lustig, wenn es nicht gleichzeitig so traurig wäre. Was tun die Leute nicht alles für schöne Instagram-Fotos! Ein sehr beliebtes Fotomotiv ist die Mohnblüte in Kalifornien, die dann mit #Superbloom gepostet wird. Um ein Foto von sich in dem orangenen Blumenmeer posten zu können, suchten im Frühjahr 2019 an de 100.000 Menschen nach dem perfekten Spot. Die Folge waren zertampelte Blumen, verstopfte Straßen- und eine Schließung des Parks.
Gefährlich wird dieser Instagram-Hype auch für die Wildtiere Afrikas: Auf Fotosafaris werden Touristen gebeten den exakten Standort nicht mehr zu posten. Wilderer haben anderenfalls ein leichte Spiel, die Wildtiere aufzuspüren.
Alltagstipps für eine grünere Internetnutzung
Die große Preisfrage zum Schluss: was kann man für eine grünere Internetnutzung tun? Ein ganz wichtiger Punkt ist denke ich da, Aufmerksamkeit auf das Thema zu ziehen. Wenn die großen Konzerne merken, dass ihre Endkunden Interesse an der Nachhaltigkeit des Internets haben, werden sie langsam auf erneuerbare Energien umsteigen. Google nutzt bereits über 50 % Energie aus erneuerbaren Quellen! Eine noch ökologischere Suchmaschine ist übrigens Ecosia; diese pflantzt mit 80 % ihres Einnahmeüberschusses Bäume.
Zu den Dingen, die man außerdem noch tun kann, gehört das Smartphone, Tablet, etc. möglichst lange zu nutzen. So brauchts schließlich letzendlich weniger neue Geräte. Lebenszeitverlängernd ist für Elektrogeräte auch, sie nur so lange wie nötig am Ladekabel angesteckt zu lassen. Und weil es doch immer mal wieder vorkommen kann dass Einzelteile kaputt gehen, sind generell Geräte besser, bei denen man einzelne Module selbst austauschen kann. Außerdem ist WLAN dem Mobilfunknetz vorzuziehen, denn so weniger Energie verbraucht. Und natürlich: Ökostrom nutzen!
Zu guterletzt darf man aber auch nicht vergessen, dass einige Klimaaktionen erst durch das Internet möglich gemacht wurden. Fridays for Future wäre wahrscheinlich ohne das Internet so nie entstanden!
Quellen
- https://www.youtube.com/watch?v=ZED3ICVWruY
- https://www.br.de/themen/wissen/seltene-erden-metalle-smartphones-china-100.html
- https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/20170110_greenpeace_clicking_clean.pdf
- https://digital-magazin.de/klimakiller-internet/
- https://www.swr.de/odysso/oekobilanz-des-internets/-/id=1046894/did=21791748/nid=1046894/1jsu4be/index.html
- https://theshiftproject.org/wp-content/uploads/2019/07/Excutive-Summary_EN_The-unsustainable-use-of-online-video.pdf
- https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/9/5/054007
- https://www.youtube.com/watch?v=OBLKRpBEU4E
- https://www.spiegel.de/reise/aktuell/mohnbluete-in-kalifornien-instagram-albtraum-in-orange-a-1258577.html
- https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/elektrogeraete/smartphone#hintergrund
Schreibe einen Kommentar