Sprossen selber zu ziehen ist wirklich kinderleicht. Das tolle dabei ist, dass man dadurch nicht nur Geld spart. Man vergrößert auch seine Auswahl gegenüber den Supermarktregalen um ein Vielfaches! Egal ob in Salaten, in Eintöpfen oder auf dem Burger- Sprossen kann man auf vielfältige Weise in seinen Speiseplan einbauen. Warum das der Gesundheit äußerst zuträglich ist und wie man richtig keimt, das erfahrt ihr hier.
Keimling oder Sprosse- wo liegt der Unterschied?
Nein, Keimlinge und Sprossen sind nicht ganz das Gleiche. Als Keimling bezeichnet man das junge Pflänzchen, das sich gerade aus dem Samen entwickelt. Mitsamt Wurzel und Sprossansatz. Die Sprosse ist tatsächlich nur der oberirdische Teil der Pflanze. Also der Teil den man als erstes sehen würde, würde der Samen unter der Erde liegen. Oftmals werden diese beiden Begriffe jedoch synonym verwendet und das werde ich in diesem Beitrag auch tun.
Wozu eigentlich keimen?
Die kleinen Sprossen haben es ziemlich in sich. Durch das Keimen nimmt nämlich der Gehalt an essentiellen Aminosäuren zu und die biologische Wertigkeit der enthaltenen Proteine wird somit verbessert. Außerdem steigt der Gehalt an Vitaminen an. Insbesondere die B-Vitamine, die für einen gesunden Stoffwechsel sorgen und Müdigkeit vorbeugen sind davon betroffen (Vorsicht: nicht jedoch das Vitamin B₁₂). Das Immunsystem-stärkende Vitamin C und Vitamin E für schöne Haut und Haare werden durch das Keimen ebenfalls angereichert. Auch der Gehalt an Ballaststoffen und einigen wertvollen sekundären Pflanzenstoffen wie den antioxidativen β-Carotinoiden nimmt zu.
Ein zusätzlicher Pluspunkt des Keimens ist der Abbau von Phytinsäure. Phytinsäure ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der Mineralstoffe an sich bindet, sodass sie vom menschlichen Körper nur noch schlecht aufgenommen werden können. Durch das Keimen sinkt der Phytinsäuregehalt und die Mineralstoffe sind besser bioverfügbar.
Step by Step Keimanleitung
Alles was man an Equipment fürs keimen braucht, ist ein Keimgefäß und Samen. Ein Küchensieb ist auch noch praktisch. Die beliebtesten Keimgefäße sind Keimgläser. Für einige Samen eignen sich jedoch Kressesiebe besser, aber dazu kommen wir noch. Ein Keimglas ist einfach ein herkömmliches Glas mit einem Siebaufsatz. Man kann es in einigen Bioläden, manchmal auch in Drogeriegeschäften und natürlich im Internet finden. Und dann kann das große Keimen auch schon beginnen.
Der erste Step beim Keimen lautet: Einweichen lassen. Gib hierzu 1 – 3 EL Samen (das reicht, die wachsen ja!) in das Keimglas und fülle das Glas mit dem mindestens Dreifachen Volumen an Wasser. Je nach Art müssen die Samen 1-8 Stunden einweichen. Ein zu langes Einweichen schadet dabei in aller Regel nicht. Das einfachste ist es, die Samen über Nacht einzuweichen.
Step Nummer 2: Einweichwasser abgießen und dann schlechte oder nichtgequollene Samen aussortieren. Das geht am einfachsten, wenn man die Samen dazu in einen Küchensieb kippt. Nach dem Aussortieren gehts mit den gequollenen Samen zurück ins Glas. Jetzt am besten nochmal mit klarem Wasser nachspülen.
Step Nummer 3: Warten und spülen. Je nach Samen und auch nach Temperatur dauert es etwa 2-7 Tage, bis die Keimlinge essbereit sind. Die ideale Sprosstemperatur liegt zwischen etwa 18 und 22 °C. Am besten stellt man das Keimglas an einen hellen Ort, z.B. vors Küchenfenster. Während des gesamten Keimprozesses müssen die Samen 2-3 mal täglich in regelmäßigen Abständen mit kaltem Wasser gespült werden.
Step Nummer 4: evtl. Abkochen (siehe weiter unten im Beitrag) und dann genießen!
Welche Samen eignen sich besonders zum keimen?
Fast alle Getreide und Hülsenfrüchte eignen sich prinzipiell zum Keimen. Auch bei einigen Gemüsesorten bietet sich das Keimen an. Wichtig ist hierbei eine gute Qualität der Samen; wenn diese erhitzt wurden oder zu lange gelagert wurden kann es sein, dass kein Leben mehr aus den Samenkörnern entsteht. In aller Regel muss man sich darüber aber keine Gedanken machen. Demeter-Qualität ist zwar toll, die ganz normalen Supermarktlinsen funktionieren in den allermeisten Fällen aber auch.
Gut geeignet fürs Keimglas sind z.B.
- Mungbohnen (8 Std. einweichen, 3 Tage Keimzeit)
- braune und schwarze Linsen (8 Std. einweichen, 3-4 Tage Keimzeit)
- Kichererbsen (8 Std. einweichen, 4 Tage Keimzeit)
- Erbsen (8 Std. einweichen, 3 Tage Keimzeit)
- Alfalfasprossen (6 Std. einweichen, 7 Tage Keimzeit)
- Rotklee (6 Std. einweichen, 4 Tage Keimzeit)
- Radieschen (8 Std. einweichen, 4-5 Tage Keimzeit)
- Buchweizen (2 Std. einweichen, 3 Tage Keimzeit)
- ungeschälte Hanfsamen (6 Std. einweichen, 3-4 Tage Keimzeit)
Die angegebenen Keimzeiten können je nach Lichtlage und Temperatur leicht variieren. Nach dem Keimen können die jungen Pflänzchen weitere 3-4 Tage im Kühlschrank aufbewahrt wrden.
Die allermeisten Samen lassen sich super im Keimglas ziehen. Einige wenige Samen schleimen beim Keimen so arg, dass sie in einem Keimglas zusammenkleben und das schimmeln anfangen würden. Diese Samen sollten auf einem Kressesieb angesät werden. Samen, die auf den Kressesieb sollten sind Kresse (logisch) und auch Chiasamen.
Keimlinge abkochen oder besser doch nicht?
Wer auf der sicheren Seite sein möchte, der sollte seine Sprossen vor dem verzehren immer abkochen. Allgemein sollten Kinder, Schwangere, Stillende und Menschen mit geschwächtem Immunsystem alle ihre Sprossen abkochen! Denn Sprossen gedeihen am besten an feuchten, warmen Orten- einer Umgebung in der auch Bakterien und andere Mikroorganismen sich sehr wohl fühlen.
Allerdings gehen beim Kochen auch viele wertvolle Vitamine kaputt. Und wer seine Sprossen regelmäßig gut abgespült hat und ein gutes Immunsystem hat, der kann seine Gemüse- und Getreidesprossen auch roh essen. Hülsenfrüchte sollten hingegen immer abgekocht werden!
Zum Abkochen reicht es die Sprossen mit kochendem Wasser zu übergießen (mache ich immer direkt im Keimglas) und nach 1-2 Minuten das Wasser wieder abzugießen.
Kein Sprossenglas daheim? So geht das DIY
So ein Keimglas lässt sich ganz schnell selber basteln. Alles was man dafür braucht ist ein leeres Schraubdeckelglas und eine Akku-Bohrschrauber. In den Schraubdeckel bohrt man mit einem 2 mm Bohrer viele kleine Löcher und voila, fertig ist das DIY-Keimglas! Dabei können allerdings scharfe Kanten an den Löchern entstehen- also dieses Keimglas besser irgendwo aufstellen, wo es nicht in die Hände von kleinen Kindern gelangen kann. Außerdem ist die Lebensdauer dieses DIYs beschränkt, da der löchrige Deckel mit der Zeit langsam zu rosten anfängt.
Eine andere Möglichkeit ist auch einfach einen Küchensieb als Keimgefäß zu nehmen. Der Nachteil dabei ist, dass die Keimlinge so ziemlich offen dastehen. Der Sieb sollte also an einem Ort aufbewahrt werden, der relativ ruhig und sauber ist.
Meine Rezepte mit Sprossen
Sprossen lassen sich nahezu überall integrieren. Wer zum Anfang ein paar Ideen braucht kann sich gerne meine folgenden Rezepte angucken:
- Würzige Erbsensuppe
- veganer Burger mit Bohnenpattie und Cashewmayonnaise
- Die besten gefüllten Süßkartoffeln indischer Art
- Thai-Nudeln mit Gemüse in leckerer Erdnusssauce
Quellen
- Effect of germination on chemical, functional and nutritional characteristics of wheat, brown rice and triticale: a comparative study
https://doi.org/10.1002/jsfa.8336 - Effect of germination on the thiamine, riboflavin and niacin contents in legumeshttps://doi.org/10.1007/s002170050122
- Reduction of phytic acid and enhancement of bioavailable micronutrients in food grains https://doi.org/10.1007/s13197-013-0978-y
- Studies on germination conditions and antioxidant contents of wheat grain https://doi.org/10.1080/09637480120057567
- Vegan-Klischee ade! Wissenschaftliche Antworten auf kritische Fragen zu veganer Ernährung von Niko Rittenau (2018)
- Ein Hoch auf Hülsenfrüchte: sie punkten mit Proteinenund Ballaststoffen von der DGE (aufgerufen am 17.05.2020)
Alexander Brandt
Vielen Dank für diesen Beitrag über Sprossen und Ihre Tipps, wie ich sie zu Hause selbst ziehen kann. Gut zu wissen, dass Keimglas gut für Sprossen passt. Besonders interessant fand ich auch die Liste von Samen, die zum Keimen geeignet sind.